Bedenkenswertes vor der Anschaffung eines Assistenzhundes
Auch wenn ein Assistenzhund viele Vorteile mit sich bringt, stößt man mit ihm allerdings auch auf Grenzen, denen man ohne Hund nicht begegnen würde. Daher ist es wichtig, sich vor der Anschaffung über diese Aspekte zu informieren und sich Gedanken darüber zu machen, ob man dem Hilfsmittel Hund mit seinen Kehrseiten gerecht werden möchte und kann. Exemplarisch werden diese Kehrseiten für den Blindenführhund dargestellt, wobei sich diese im Großen und Ganzen auch auf andere Assistenzhunde übertragen lassen. Hier sollte jeder Einzelne im Vorfeld darüber nachdenken, wo er oder sie in Bezug auf Hunde an die eigenen Grenzen stoßen könnte und welche Schwierigkeiten die eigene Behinderung auch im Zusammenleben mit einem Hund mit sich bringen könnte.
Menschen, die im gesetzlichen Sinne blind sind, haben gegenüber ihrer Kankenversicherung einen Anspruch auf die Versorgung mit einem Führhund. Augenarzt/ärztin oder zuständige Behörden informieren zum Thema „gesetzlich blind“. Die Kosten für alle anderen Arten von Assistenzhunden werden nur in äußerst seltenen Ausnahmefällen von der Krankenkasse übernommen. Es gibt jedoch alternative Möglichkeiten um eine Finanzierung zu realisieren.
Im Folgenden sind bedenkenswerte Aspekte der Führhundhaltung aufgeführt:
Krankheit
Der Führhund kann, wie wir Menschen, krank werden. Deshalb gilt es, folgendes zu bedenken:
- Unkontrollierbare Situationen: Der Hund muss zum Tierarzt. In diesem Fall muss der Transport organisiert werden und es kann zu Arbeitsausfällen kommen, sodass der Arbeitgeber bereit sein muss, den blinden Arbeitnehmer in solchen Situationen freizustellen. Hier sind im Vorfeld folgende Fragen zu klären: Ist mein Arbeitgeber bereit, mich freizustellen, wenn mein Hund krank ist? Habe ich einen Tierarzt? Wie komme ich dort hin (z.B. Taxi, Menschen im persönlichen Umfeld, die fahren können)?
- Bei bestimmten medizinischen Versorgungen, die nicht vom Tierarzt erledigt werden müssen (z.B. Ohren- und Augentropfen verabreichen, Wunden versorgen etc.) ist oft die Hilfe sehender Personen notwendig. Habe ich Freunde, Bekannte, die das für mich übernehmen können?
- Der Hund kann an Durchfall oder Erbrechen leiden und die Hinterlassenschaften müssen weggeputzt werden. Das kommt selten vor, kann aber sowohl in der eigenen Wohnung als auch unterwegs (z.B. im öffentlichen Nahverkehr, in Behörden) unvorhergesehen eintreten. Bin ich in der Lage, damit umzugehen?
- Bei Durchfall kann es vorkommen, dass man mehrfach mit dem Hund raus muss, und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Bin ich bereit dazu, nachts für meinen Hund aufzustehen?
- Durch eine Krankheit kann der Führhund seinen Führdienst nicht ausüben und ich muss mit dem Stock zurechtkommen. Bin ich dafür mobil genug?
- Zu berücksichtigen ist auch die Tatsache, dass ich als Mensch krank werden kann und eventuell sogar ins Krankenhaus muss. Wer kümmert sich in der Zeit um den Führhund? Können Freunde, Bekannte oder Verwandte den Hund sogar für mehrere Tage oder Wochen aufnehmen?
Freizeit des Führhundes
- Es sollte zwar nicht vorkommen, aber es kann passieren, dass der Hund nicht abrufbar ist und über einen längeren Zeitraum verschwunden bleibt. Gerade wenn man als blinder Hundehalter allein unterwegs ist, kann dies sehr frustrierend und verunsichernd sein. Das Gefühl von Abhängigkeit entsteht und es baut sich evtl. Wut gegenüber dem Hund auf. Diese Wut darf nicht am Hund ausgelassen werden, da er das nicht versteht. Der Umgang mit solchen Situationen wird zukünftigen Führhundhaltern in einer guten Führhundschule beigebracht. Man muss sich aber bewusst sein, dass unsere Gefühle und Handlungen nicht immer mit denen eines Hundes übereinstimmen. Aus diesem Grund muss der Halter die eigenen Empfindungen kontrollieren können und sich entsprechend verhalten.
- Beim Spielen mit einem Hund sind uns blinden und sehbehinderten Menschen klare Grenzen gesetzt (z.B. wenn der Hund sein Spielzeug irgendwo ablegt, statt es uns zu bringen). Es erfordert Phantasie und die Bereitschaft, sich auf den Hund einzulassen, um ausgelassen und mit viel Spaß mit ihm zu spielen. Ein blinder oder sehbehinderter Mensch sollte sich nicht frustrieren lassen, wenn es mal nicht so läuft, wie Mensch sich das vorstellt.
- Für blinde Hundehalter ist es nur schwer kontrollierbar, was der Hund im Freilauf frisst oder in welchen, für den Menschen ekligen, Dingen er sich wälzt. Beides hat natürlich oftmals zur Folge, dass der Hund nicht gerade angenehm riecht.
- Für den Freilauf und das ausgelassene Spielen mit dem Hund sind Auslaufmöglichkeiten und möglichst viel Platz erforderlich. Gibt es solche Flächen in der Nähe, wo der Hund ohne Gefahr frei laufen kann?
- Der Hund sollte mindestens eine Stunde am Tag ausgelassen ohne Leine toben und spielen dürfen. Bin ich bereit dazu, diese Zeit zu investieren?
Bei der Führarbeit
- Auf bekannten Wegen kann es für einen Erstführhundehalter mit dem Führhund zu Verunsicherungen kommen, da nun nicht mehr die alten Orientierungspunkte genutzt werden (beispielsweise Bordsteinkanten, bestimmte Schallveränderungen, die man mit dem Stock gehört hat usw.). Die daraus resultierende Unsicherheit wird sich mit der Zeit legen, dies erfordert aber etwas Geduld.
- Zu bedenken ist, dass man als Teil eines Führgespanns nie alleine unterwegs ist und Rücksicht auf den Führhund nehmen muss. Dies fällt vor allem dann auf, wenn der Hund aus bestimmten Gründen (z.B. Hitze, Regen, Unbehagen etc.) sehr langsam unterwegs ist und man selbst schnell ans Ziel kommen möchte. Hier ist Geduld und ein vernünftiges Zeitmanagement gefragt, damit man nicht unter Druck gerät.
- Gerade zu Beginn ist es für Erstführhundehalter schwierig, die Zeichen des Hundes richtig zu deuten. Es erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und ein hohes Maß an Lernbereitschaft.
Zeitaufwand und Organisation
Ein Hund bedeutet Zeitaufwand, denn er muss regelmäßig nach Draußen und braucht das Spielen und Arbeiten mit seinem Menschen. Das bedeutet, dass ich zu folgendem bereit sein muss:
- Morgens früher aufstehen, weil der Hund versorgt und ausgeführt werden muss.
- Während der Arbeit müssen Pausen zum Spazierengehen mit dem Hund eingeplant werden. Hier stellt sich dann die Frage, ob es in der Nähe passende Löseplätze gibt.
- In der Wohnung macht der Hund zusätzliche Arbeit durch das Verlieren von Fell und das Hineintragen von Schmutz z.B. nach dem Spaziergang.
- Ein Hund kann bei unbekannten Geräuschen im Treppenhaus anschlagen und bellen.
- Ein Hund braucht seinen Rückzugsraum (z.B. eine Decke oder einen Korb) und das braucht Platz.
- Ein nasser Hund muss abgetrocknet werden und verbreitet kurzfristig einen Eigengeruch den nicht jeder Mensch mag.
Beim Reisen
- Das Reisen mit einem Führhund bedeutet oftmals einen größeren Organisationsaufwand.
- Das Gepäckvolumen nimmt durch die Utensilien für den Hund zu.
- Bei längeren Zug- und Flugreisen müssen Pausen für den Hund eingeplant werden.
- Nicht jedes Hotel oder jede Pension lässt Führhunde zu. Das sollte vor der Reise geklärt werden.
- Bei Flugreisen muss die Mitnahme des Führhundes mit der Fluggesellschaft rechtzeitig abgesprochen werden.
Sonstiges
Durch den Führhund wird der Halter mit weiteren Gedanken konfrontiert, wie z.B.:
- Zutrittsrechte
- Einbindung der Familie bei der Anschaffung, Versorgung und Erziehung des Hundes.
- Wie muss oder kann ein anderes Familienmitglied mit dem Hund umgehen?
- Unerlaubtes Füttern oder Streicheln des Hundes.
- Vorbereitung naher Angehöriger und des Freundeskreises auf den zukünftigen Führhund.
Vorteile durch die Anschaffung eines Führhundes
- Der Führhund erweitert die Mobilität des blinden oder sehbehinderten Halters.
- Die Fortbewegung ist leichter, schneller und sicherer als mit einem Langstock.
- Ein Führhund vergrößert den eigenen Bewegungsradius und trägt zur Erweiterung der Selbstständigkeit bei.
- Der Führhund gibt seinem Halter mehr Sicherheit.
- Der Führhund sorgt für mehr Bewegung, allein schon durch die regelmäßigen Spaziergänge. Auch kann durch ihn beispielsweise wieder gejoggt werden.
- Die Kontaktbarrieren zu anderen Menschen werden durch den Hund herabgesetzt. Führhundhalter werden oft einfach angesprochen, weil das unverfängliche Thema „Hund” zur Verfügung steht.
- Der Führhund ist für seinen Halter nicht nur ein Hilfsmittel, sondern ein treuer Freund und Sozialpartner.
- Der Führhund bringt viele spannende und freudige Stunden mit sich, denn man lernt immer wieder etwas über sein Tier, sich selbst und andere Menschen.
Woran man denken muss, wenn man einen Hund will
Manches ist schwierig mit Hund.
Der Hund kann krank werden.
Dann muss er frei haben.
Man muss mit dem Hund zum Tier•arzt gehen können.
Man muss den Hund pflegen.
Manches ist schwierig.
Blind kann man manches nicht.
Vielleicht braucht man dabei Hilfe
von einem anderen Menschen.
Manchmal hat der Hund Durch•fall.
Der Hund muss oft nach draußen.
Man muss oft auf die Wiese gehen.
Wenn der Hund krank ist
Muss der Blinde wieder den Stock benutzen.
Wenn der Mensch krank ist
muss jemand auf den Hund aufpassen.
Vielleicht längere Zeit.
Der Hund hat auch Frei•zeit
Manchmal folgt er nicht.
wenn man ihn ruft.
Das lernt man in der Hunde•schule.
Selten wälzt sich der Hund in ekligen Dingen.
Dann muss er baden.
Man hat ihn trotzdem lieb.
In der Nähe muss eine schöne Wiese sein.
Damit der Hund frei laufen kann.
Es ist anders als gewohnt mit Hund zu sein.
Mit dem Stock ist es anders zu gehen.
Mit dem Hund ist vieles einfach.
Manches ist auch schwer.
Manchmal ist der Hund langsamer als man will.
Man muss viel lernen.
Man muss mit seinem Hund fühlen.
Ein Hund braucht viel Zeit.
Man muss sich kümmern.
Man muss raus gehen.
Er kann bellen.
Er braucht Platz in der Wohnung.
Wenn er nass ist
stinkt er kurze Zeit.
Reisen mit Hund ist schwieriger.
Man hat mehr Gepäck.
Man muss öfter Pause machen.
Ins Hotel ist schwierig.
Flüge sind schwieriger mit Hund.
Der Hund darf mit in das Flugzeug.
Die Familie muss den Hund auch wollen.
Vorteile:
Man kann sich leichter von zu Hause entfernen.
Mit Hund ist man schneller als mit Stock.
Man ist sicherer mit Hund.
Man ist gesünder mit Hund.
Man bewegt sich viel.
Man hat einen Freund.
Man lernt viel.