Ute und „Hati“
Take the long way home … oder das Salz in der Suppe
Heute Nachmittag hatte ich einen Zahnarzttermin und mein Hati begleitete mich dorthin. Er war brav im Wartezimmer, wartete geduldig während der Behandlung, aber dann war da dieser Moment als ich ihm sagte, er solle nach Hause gehen …
Nach außen war alles ganz normal, aber mir fiel sofort ein Song von Supertramp ein … und mir war klar, was kommen würde. „Take the long way home!“
Maria sagt: Sie müssen sich trauen, sich zu widersetzen – er weiß genau, was der kürzeste Weg ist. Eine Bekannte sagte, er ist toll, wäre aber nicht ihr Hund – zu viel Charakter!
Ich wusste in diesem Moment, er würde schon nach Hause gehen, aber eben später.
Den Song „Take the long way home“ im Kopf ließ ich diesem großen, etwas eigensinnigen Hund den Weg frei. Sein Blick ging kurz in Richtung Park und – nein, der war letztens gesperrt – also entschied er sich zum Feld hinter der Schule zu gehen – sprich in die entgegengesetzte Richtung von Zuhause. In dem Feld war er erst ein einziges Mal vor fast zwei Jahren. Ich bin immer wieder fasziniert von seiner Gedächtnisleistung. Ein bisschen Schnüffeln, schnell mal das Bein heben, dann umdrehen, da der Feldweg zu Ende war. Danach entschied er sich zur Ortshalle zu gehen (noch weiter weg), da war aber nichts interessant, also vielleicht mal beim Tierarzt reinschauen? Die Mitarbeiterin an der Anmeldung ist nett und hat immer ein Leckerli für ihn. Das musste ich dann verweigern, wir brauchten kein Medikament, und ich erklärte ihm, dass er gar nicht krank sei.
Also gut, dann eben ab in den Ort. Mal schauen, was Frauchen Schönes für ihn kaufen könnte … vielleicht im Supermarkt (in der Abteilung für Hundeleckerlis)? Auch nicht … dann eben über die Ampelkreuzung und mal schauen, ob wir Eis essen gehen können. Aber das zickige Frauchen weigerte sich immer noch. Portemonnaie vergessen – pah, blöde Ausrede. Die nächsten Stationen waren der Hähnchenwagen, die Bäckerei und natürlich die Metzgerei. Als das alles nicht half, schlug er den Weg Richtung Heimat ein, allerdings nicht ohne einen kleinen Abstecher durch den Wiesenweg, wo man mal erschnuppern kann, wer schon alles da war und dann nach Hause.
Der Heimweg, der maximal 10 Minuten dauern würde, wurde so auf eine Stunde ausgedehnt. Aber solche Momente entschädigen für die manchmal sehr merkwürdigen und verletzenden Verhaltensweisen der Umwelt. Wir hatten beide Spaß, und ich bin immer wieder tief berührt von der stillen, sekundenschnellen Verständigung, die wir leben, eine Absprache, die in beide Richtungen funktioniert und nicht zu erklären geht. Ich liebe den Eigensinn dieses wundervollen sanften Hundes, der so gerne minimalistisch arbeitet und dabei mit völliger Selbstverständlichkeit so schnell erkennt und umsetzt, wenn es notwendig ist, auf mich aufzupassen.
Ute und Hati
Ute ist der Mensch.
Hati ist der Hund.
Hund Hati begleitet Ute zum Zahn•arzt.
Er wartet im Warte•zimmer.
Nach dem Zahn•arzt ahnt Ute:
Hati wird heimlich einen längeren Weg gehen.
Hati denkt sein Frauchen merkt es nicht.
Hund Hati geht zu einem Feld.
Das riecht gut nach anderen Hunden.
Dann geht er zum Tier•arzt.
Der Hund erinnert sich an Leckerchen.
Die hat er beim Tier•arzt bekommen.
Hund Hati führt zu einem Tier•geschäft.
Er denkt Frauchen kann ihm etwas kaufen.
So hat Hund Hati einen langen Weg gewählt.
Er läuft gerne mit Frauchen.
Er denkt Frauchen ist blind
Dann merkt sie nicht dass es ein Umweg ist.
Dann denkt sie vielleicht der Weg
nach hause ist wirklich so lang.
Frauchen Ute merkt es schon.
Sie geht trotzdem den langen Weg.
Sie mag den Hund so wie er ist.
Auch wenn er ganz schön eigensinnig ist.
Die beiden verstehen sich gut.
Hund Hati schützt Ute vor Gefahren.